AMAZONAS – Menschen und Wälder durch COVID19 bedroht

Geschrieben von Bärbel Henneberger

Für die indigenen Gemeinschaften Amazoniens, deren über 500 Kulturen oft schon am Rande des Aussterbens stehen, stellt Covid-19 eine sehr ernst zu nehmende Bedrohung dar. Anfangs gab es im Amazonasgebiet kaum Covid-19-Fälle, im Herbst 2020 aber steigen die Infektionszahlen aufgrund fehlenden Wissens über das Virus und seiner Übertragungswege an. In vielen ländlichen Gemeinden gibt es wenige Informationen über die Pandemie und über die Gefahr, die von dem Virus ausgeht, geschweige denn über Biosicherheitsmaßnahmen.

Auch haben die örtlichen Gesundheitszentren keine medizinischen Bestände, mit denen sie auf die steigende Anzahl an Covid-19-Fällen reagieren könnten, und staatliche Behörden sind oft überfordert. Ein Großteil der Bewohner*innen Amazoniens greift zur Behandlung von Covid-19 nur auf Naturmedizin zurück.

Am 6. Oktober 2020 waren 65.971 Indigene in Amazonien infiziert, von denen 1989 an Covid-19 verstorben sind.[1] Vor allem indigene Kulturen mit geringer Bevölkerungszahl sind schwer betroffen, da hier der Tod eines Älteren das Aussterben einer Kultur beschleunigen kann. Und was die Auswirkungen einer möglichen Ansteckung von nicht oder kaum kontaktierten Gemeinschaften sein können, ist gar nicht absehbar.

Die indigenen Gemeinschaften sind dabei nicht nur in ihrer Gesundheit, sondern auch in der Ausübung ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten stark beeinträchtigt, da sie nicht mehr in der Lage sind, ihre Feldfrüchte auf den lokalen Märkten zu verkaufen.

Mangelnde Umweltkontrollen in den Amazonas-Staaten haben außerdem zu einem Anstieg von illegalen Baumfällungen und Goldschürfen geführt, durch welches wiederum die Ansteckraten mit Covid-19 in den Dörfern ansteigt, da Personen von außerhalb in die indigenen Territorien eindringen.

Elcio Toya Machineri, indigener Repräsentant aus dem brasilianischen Amazonasgebiet, stellt außerdem fest, dass die Ausbreitung von Covid-19 und die damit verbundenen abnehmenden Umweltkontrollen dieses Jahr auch weiter zu den immer häufiger schwelenden Buschfeuern in Brasilien beigetragen haben.

Indigene Vertreter*innen des Amazonas-Gebietes fordern deshalb von ihren Staaten, dass Covid-19-Maßnahmen in Amazonien mit den indigenen Gemeinschaften koordiniert werden und dass Bewohner*innen der Territorien Fortbildungen zum Virus, Übertragungswegen und Schutzmaßmahnen erhalten. Auch verlangen sie, dass respektiert werden soll, wenn indigene Territorien die Einreise von Personen von außerhalb verbieten, um so die Ansteckungsgefahr zu verringern. Auf lange Sicht planen sie, die Ernährungssicherheit in den Territorien zu stärken, um so unabhängiger von den Städten zu werden. Dabei suchen sie auch nach Möglichkeiten, die generelle Gesundheitsversorgung in den Territorien zu verbessern.


[1] Coordinadora de las organizaciones indígenas de la cuenca amazónica. Impacto del Covid-19 en los pueblos indígenas de la cuenca amazónica; 6.10.2020; bit.ly/Covid19CuencaAmazonica

Der Bildungsartikel ist gefördert durch ENGAGEMENT GLOBAL mit finanzieller Unterstützung des Ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und mit Mitteln des evangelischen Kirchlichen Entwicklungsdienstes. Gefördert von der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen. Für den Inhalt dieser Publikation ist allein Institut of environmental justice e.V. verantwortlich; die hier dargestellte Position geben nicht den Standpunkt von Engagement Global oder des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie der anderen Förderer wieder.

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